Die Bedeutung der Co-Regulation
Wenn Babys und Kinder weinen, können sie sich noch nicht selbst beruhigen (genauso wenig wie sie gehen oder sprechen können). Wir sprechen hier von einem erregten Nervensystem, welches zum Ziel hat, dass die Bindungsperson auf seine Bedürfnisse aufmerksam wird.
Um sich zu beruhigen, braucht ein Kind diese Bezugsperson, die das Weinen deuten kann und Emotionen des Kindes (aus)hält. Die Ruhe und Präsenz der Bezugsperson, das Halten und Trösten ermöglicht es dem Kind wieder zu seiner eigenen Ruhe und Entspannung zurückzukehren.
Die Bezugsperson bleibt empathisch und versucht nicht, das Kind von seinen Emotionen abzulenken, diese zu negieren oder sogar das Kind dafür zu kritisieren. Wenn es uns gelingt, uns nicht von den Emotionen des Kindes mitreissen zu lassen haben wir schon einen grossen Teil geschafft. Dieser Vorgang nennt sich Co-Regulation.
Die Fähigkeit zur Selbstregulation entwickelt sich erst im Laufe der Zeit nach erfolgreicher Co-Regulation. Daher macht es keinen Sinn, Kinder in ihr Zimmer zu schicken, bis sie sich wieder "beruhigt" haben. Zusätzlich zum Stress kommt dann noch der Bindungsabbruch dazu, welcher die Erregung des Nervensystems weiter erhöht.
Kinder werden zwar irgendwann ruhig, aber nicht, weil ihr Nervensystem beruhigt ist, sondern weil ihr Nervensystem unter grossem Stress erschöpft ist. Der Stress bleibt jedoch im Körper erhalten und dies hat auf Dauer weitreichende Folgen.
Diese Kinder zeigen oft aggressives Verhalten, sind unruhig oder weinen aus für uns unerklärlichen Gründen, da der Körper versucht, die überschüssige Energie auszugleichen.
Wird ein Kind dann für sein Verhalten bestraft, und zum Beispiel auf sein Zimmer geschickt, fängt der Kreislauf wieder von Neuem an.
Warum fällt es den meisten Erwachsenen so schwer, ihre Kinder emotional zu begleiten?
Wenn unsere eigenen selbstregulativen Fähigkeiten in unserer Kindheit nicht genügend ausgebildet wurden, haben wir als Erwachsene grosse Mühe, unsere Kinder in ihren Emotionen auszuhalten. Dies führt zu Stress, Konflikten und Schwierigkeiten im Umgang mit Kindern.
Die gute Nachricht: Wir können unser ganzes Leben lang lernen, wie wir unser Nervensystem beruhigen.
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